.
Die Welt ohne RFID? Kaum noch vorstellbar.
Beim Bezahlen an der Supermarktkasse, bei der Zugangskontrolle im Büro oder beim Pakettracking: RFID (Radio-Frequency Identification) ist heute allgegenwärtig. Aber kaum jemand weiß: Die Wurzeln dieser Technologie reichen zurück in die dunkelsten Kapitel der Geschichte – in den Zweiten Weltkrieg. Dort war die Frage überlebenswichtig:
“Ist das Flugzeug am Radar Freund oder Feind?”
Die Antwort darauf legte den Grundstein für eine der vielseitigsten Technologien der Gegenwart.
Geboren im Krieg: Die IFF-Systeme der 1940er
Bereits 1939/1940 experimentierten die Alliierten mit sogenannten IFF-Systemen (Identification Friend or Foe), um ihre eigenen Flugzeuge am Radar als solche zu identifizieren.
Der Gedanke:
Ein eigenes Flugzeug soll auf ein aktives Radarsignal mit einem codierten Antwortsignal reagieren. Britische Piloten wurden mit Transpondern ausgestattet, die ein eindeutiges Funksignal aussendeten, sobald sie von befreundetem Radar erfasst wurden. Dieses Signal machte auf dem Radarbildschirm deutlich: “Kein Angriff – eigener Verband.” Damit war die erste Form der automatisierten, kontaktlosen Identifikation geboren – lange bevor der Begriff RFID überhaupt existierte.
.
Vom Schlachtfeld in den Alltag
Nach dem Krieg verschwand die Technologie nicht. Sie wurde verfeinert, miniaturisiert und schrittweise für zivile Zwecke zugänglich. In den 1970er Jahren begannen erste Unternehmen, die Technik für Sicherheitsanwendungen zu testen:
- Diebstahlschutzsysteme in Kaufhäusern
- Zugangskontrollen für Hochsicherheitsbereiche
- Identifikation von Fahrzeugen an Mautstellen
RFID war zu diesem Zeitpunkt noch teuer und auf große Transponder angewiesen. Doch mit der technischen Entwicklung und dem Aufkommen preiswerter Halbleiter veränderte sich das Spiel.
.
Der RFID-Durchbruch: Logistik & Handel
In den 1990er Jahren kam der Durchbruch: Der Einzelhandel und die Logistikbranche erkannten das riesige Potenzial der Technologie.
Ein RFID-Tag kann:
- ohne Sichtkontakt gelesen werden,
- zu hunderten pro Sekunde erfasst werden,
- und dabei individuelle Informationen enthalten.
Warenströme, Lagerbestände, Lieferketten – alles ließ sich plötzlich automatisiert und in Echtzeit erfassen. Heute ist RFID eine tragende Säule in der Logistik und dem Handel.
.
Fazit: Eine Technologie mit Geschichte
Die Entwicklung von RFID zeigt eindrucksvoll, wie eine militärische Notwendigkeit zum zivilen Fortschritt führen kann. Was einst im Funkrauschen zwischen Freund und Feind begann, hat sich zu einer Schlüsseltechnologie des digitalen Zeitalters entwickelt.
„Was früher Leben rettete, spart heute Zeit, Ressourcen und Geld.”
Die nächste RFID-Karte, die Ihr an einen Leser haltet, ist also mehr als ein technisches Hilfsmittel – sie ist Teil einer Geschichte, die vor über 80 Jahren begann. Und die gerade erst so richtig Fahrt aufnimmt.